Einen alten Baum soll man nicht mehr umsetzen. Seine Wurzeln sind weit verzweigt und unüberschaubar. Trennt man wichtige Teile der Wurzeln ab, überlebt er das nicht. Die Wurzeln der mächtigen Bäume sind ein Sinnbild für unser Sozialleben. Wie der Baum seine Wurzeln immer weiter ausbaut, Ressourcen erkundet und die Versorgung mit lebensnotwendigen Nährstoffen sichert, so bauen wir uns ein soziales Umfeld auf. Ein Umfeld in dem wir uns zurecht finden und in dem wir geborgen und sicher sind. Wir stehen im Leben, wie ein Baum in der Erde. Fest angewachsen und stabil. Entwurzelung ist ein Synonym dafür, dieses soziale Umfeld zu verlieren. Als alter Mensch sollte man sich trotzdem überlegen, ob es nicht Zeit für eine Entwurzelung ist.

Der eigene Standort

Wo wir im Leben stehen ist nicht nur eine Frage nach dem physischen Standort. Zwar haben wir eine Wohnadresse, aber an unserem Wohnort gibt es außerdem noch viele andere Faktoren, die uns ausmachen. Wir Menschen sind komplexe Wesen. Es gibt viel, was uns ausmacht. Erinnerungen und unsere Geschichte sind ein wichtiger Teil von uns. Außerdem verändern wir uns nicht gerne. Das Ungewisse macht uns Angst. Mit dem Alter nimmt unsere Flexibilität noch weiter ab. Tägliche Routinen und das eigene Umfeld werden immer wichtiger. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man keine Lust mehr auf einen Neuanfang hat.

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Entwurzelt man einen Baum, ist er zum Sterben verurteilt. Zum Glück sind wir keine Bäume, sondern können jederzeit neue Wurzeln ausbilden

Warten auf den Tod

Auch wenn man noch aktiv am Leben teilnimmt, entscheidet man sich im Alter oft dafür, keine Veränderung mehr vorzunehmen. Man lebt sein Leben so wie es ist und ändert daran nicht. Allerdings hat dieses Warten auf den Tod zahlreiche Nachteile. Aufgaben und Herausforderungen halten uns in Bewegung. Beschließen wir, im Leben nichts Neues mehr zu beginnen, dann nimmt uns das die Energie. Antriebslos macht man das Beste daraus. Trotzdem ist eine solche Entscheidung auch die Entscheidung dafür, den Rest seines Lebens damit zu verbringen, auf den Tod zu warten.

Wohnsituation

Dabei ist die Wohnsituation von Senioren oft nicht ideal. In unserem Leben gibt es ganz unterschiedliche Phasen. Viele von uns streben lange nach einem Eigenheim im Grünen. Als alter Mensch hat so ein Häuschen auf den Land aber massive Nachteile. Man baut für die Familie, plant Kinderzimmer mit ein und legt einen großen Garten, vielleicht sogar ein Pool an. Wird man alt, bedeutet all das, dass man sehr viel Arbeit hat. Der Garten muss gepflegt und die Wohnfläche muss gereinigt werden. Auch wenn man kein Haus bewohnt, lebt man mitunter in einer viel zu großen Wohnung.

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Aktiv bis ins hohe Alter ist dank moderner Medizin kein Prolem. Trotzdem sollte man sich immer wieder neue Aufgaben stellen

Wurzeln

Meist lebt man schon lange an diesem Ort. Man kenn die Nachbarn, die Läden und die Parks. Das Leben hat seinen geregelten Gang. Trotzdem bedeutet ein Umzug nicht zwangsläufig, dass man die Wurzeln abtrennen muss. Man muss nicht zwingend an das andere Ende der Stadt, oder in ein anderes Bundesland siedeln. Im Vordergrund sollte die Wohnsituation stehen. Eine Wohnung, die auf die besonderen Bedürfnisse im Alter angepasst ist, ist in jedem Fall ein Fortschritt und eine Erleichterung. Ein Umzug lässt sich bequem und ohne viel Stress organisieren. Umzugsunternehmen bieten Seniorenumzüge an, bei denen man selbst kaum etwas tun muss. Der Hausrat wird professionell verpackt und in der neuen Wohnung wieder verstaut.

Umzug

Für einen Umzug im Alter spricht sehr viel. Die Bedürfnisse haben sich geändert. Man braucht weniger Platz als früher. Weniger Personen müssen versorgt werden. Das bedeutet das Küche und Esstisch überdimensioniert sind. Eine kleine funktionale Küche ist nur ein Teil einer seniorengerechten Wohnung. Auch der Verzicht auf Treppen und andere Barrieren ist wichtig. Eine spezielle Badewanne mit niedrigem Einstieg, breite Türen und eine durchdachte Raumaufteilung können das Leben im Alter erleichtern. Je früher man sich für diesem Schritt entscheidet, desto einfacher ist es.

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Der Pool war toll, solange die Kinder klein waren. Im Alter kann so eine Einrichtung aber in erster Linie Arbeit bedeuten

Zeit für eine Entwurzelung

Unsere Wurzeln sind in den meisten Fällen emotionale Bande. Wir mögen die Gegend. Wir verknüpfen Erinnerungen mit Orten und Gegenständen. Hier sollte man aber unbedingt rational denken. Wie steht es um die ärztliche Versorgung? Gibt es Angebote für Senioren im Umfeld? Erreicht man sämtliche Infrastruktur ohne Auto? Ist die aktuelle Wohnung, oder das Haus zu groß? Viele Fragen, die nüchtern betrachtet meist für einen Umzug sprechen. Die Wurzeln binden uns zwar an einen Ort und irgendetwas sträubt sich gegen einen Umzug. Gleichzeitig ist klar, dass es der richtige Schritt ist.

Ballast abwerfen

Der erste Schritt ist es, Ballast abzuwerfen. Im Laufe des Lebens sammeln wir viel an, das wir nicht brauchen. In einem langen Leben kann das sehr viel sein. Sich rechtzeitig damit auseinanderzusetzen und die Dinge, die man nicht mehr braucht abzustoßen kann befreiend sein. Trennt man sich von einem Teil der Möbel und dem Hausrat, kann man den Umzug stressfreier gestalten. Der Gedanke an die Kinder, die nach dem Tod den Nachlass aufarbeiten müssen, ist eine gute Motivation. Sie sollen mit Freude wenige wertvolle Erinnerungsstücke finden, statt sich durch Berge von nutzlosen Dingen zu arbeiten. Bevor der eigene Besitz einer Wohnungsräumung zum Opfer fällt sollte man sich selbst darum kümmern.

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Kommt man zum Stillstand setzt man Rost an. Solange man in Bewegung bleibt, gehört man noch nicht zum alten Eisen

Lebensmut

Ein Neuanfang im Alter ist außerdem eine schöne Aufgabe. Klar hat man ein Leben lang auf die Phase, in der man sich schließlich ausruhen und das Leben genießen kann, hingearbeitet. Trotzdem ist Stillstand auch bei uns Rückschritt. Sind wir nicht mehr in Bewegung, dann setzen wir schnell Rost an. Wir brauchen eine Aufgabe. Ein Umzug mit all seinen Teilbereichen ist eine wunderbare Aufgabe. Der eigene Besitz muss gesichtet und teilweise abgegeben werden. Eine neue Wohnung muss gesucht werden und der Umzug selbst wird beauftragt. Am neuen Wohnort kann man dann die Gegend erkunden, Menschen kennenlernen und den neuen Lebensstil genießen.

Neue Wurzeln ausbilden

So schafft man es, auch am neuen Wohnort neue Wurzeln auszubilden. Auch ist räumliche Distanz heute kein großes Problem mehr. Moderne Kommunikationsmittel lassen es zu, auch über Distanz in Verbindung zu bleiben. Neue Bekanntschaften, soziale Aktivitäten und ein neues Umfeld zu entdecken kann viel Spaß machen. Sich jeden Tag neuen Herausforderungen zu stellen ist ein wichtiger Beitrag zur Gesundheit. Nur wenn man seine Flexibilität jeden Tag nutzt und kreative neue Lösungen sucht, bleibt man geistig fit. Es ist wohl Zeit für eine Entwurzelung. Eine Entwurzelung, die als Neuanfang eine Verjüngung ist. Alte knorrige und abgestorbene Wurzeln werden durch frische, saftige und grüne Triebe ersetzt. Die Basis für ein langes und gesundes Leben.